Mittwoch, 22. Mai 2013

Ein Zehner zwischendrin

In zehn Tagen ist der Marathon. Die letzte Trainingswoche war nicht ganz so wie ich sie mir vorgestellt hatte, aber durch den Pfingstmontag konnte ich sie um einen Tag verlängern, und mit dem war sie dann doch ok: Die üblichen 11km mit dem FU Mathe Team am Dienstag, 15km TDL am Mittwoch (4:08/km laut Uhr), 15km TWL am Samstag (insgesamt etwas schneller als am Mittwoch), Sonntag 16km DL, Montag 35km DL. Zusammen 104km in fünf Einheiten, nicht toll für die Phase der Marathonvorbereitung, aber immerhin.

Heute war nun der siebente Meister aller Klassen, ich war wieder für Datenverarbeitung zuständig (keine so schwere Aufgabe bei 25 StarterInnen), und da wir zwei Läufe über 10.000m machen, bot es sich an, den zweiten zu nutzen, um noch einmal „schnell“ zu laufen. Ich hatte eigentlich vorgehabt, zumindest zwanzig 90er-Runden zu laufen und dann zu sehen, aber es fiel dann doch zu schwer. Die Frage, wie sehr ich das nun auf Wind und nasse Bahn (ich war vernünftig genug, trotzdem die Spikes im Schrank zu lassen) schieben kann, lassen wir mal im Raume stehen. Ich habe mich dann aber doch noch halbwegs zusammenreißen können und bin noch auf 38:09 gekommen. Wäre auch schlimmer gegangen. Und das Besondere an unserer Veranstaltung ist, dass ich bei ihr offiziell bestätigt bekomme, dass das so gut wie eine Zeit unter 35 für einen jungen Mann ist.

Jetzt nur trotz des Wetters nicht krank werden. Für Stockholm habe ich immer noch vor, auf den flachen Abschnitten mit 4:10 anzugehen und dann zu hoffen, dass trotz der mittelmäßigen Trainingsdecke kein großer Einbruch kommt und ich in der Gegend von 3:00 lande. Ich überlege schon, ob ich mich vor dem Start schon einmal mit dem Drei-Stunden-Zugläufer bekannt machen sollte.

Donnerstag, 16. Mai 2013

Offener Brief an die Berlin läuft! GmbH zu den BIG 25 Berlin


Sehr geehrte Damen und Herren von Berlin läuft!

Ich schreibe Ihnen, um mich für die wieder gut organisierten BIG 25 Berlin zu bedanken, an denen ich vor zwei Wochen teilgenommen habe, aber auch um Kritik an dem seit letzten Jahr integrierten Halbmarathon zu üben, der meiner Meinung nach das eigentliche Rennen zu stark verwässert.

Ich laufe seit 1998, meine erste Teilnahme an den 25km von Berlin war 1999. Es ist einer meiner Lieblingsläufe, und so war ich seit dem fast jedes Jahr dabei. Im letzten Jahr konnte ich trotz Anmeldung leider wegen einer leichten Erkrankung nicht teilnehmen, aber vorletzten Sonntag habe ich das Dutzend voll gemacht.

Ich verbinde viele gute Erinnerungen mit dem Lauf. Zweimal bin ich 1:30:xx gelaufen, die 90-Minuten-Grenze zu knacken ist mir aber leider nie geglückt. Jedenfalls weiß ich aus den Jahren, in denen ich mit guten, aber eben doch nicht besonderen, Leistungen sehr gut platziert war, dass der Lauf leider nicht so gut besetzt ist, wie man es sich für einen Lauf mit einer so attraktiven Strecke, hervorragenden Bedingungen (bis auf ein Zuviel an Sonne in einigen Jahren, das aber auch reizvoll sein kann) und langer Tradition wünschen würde. Daher weiß ich es sehr zu schätzen, dass Sie diesen Lauf nun seit einigen Jahren organisieren und damit vielleicht sogar gerettet haben, und ich habe Verständnis dafür, dass Sie experimentieren, um die Akzeptanz des Laufs zu erhöhen und mehr Läufer zu erreichen.

Ich bin also gar kein Purist. Nun, zumindest kein großer. Der nun integrierte 10km-Lauf käme für mich zwar nicht in Frage, aber die zusätzlichen Läufer stören nicht beim Start und bis auf ein paar Verstreute, die beim Einlauf der 25km-Eliteläufer noch auf der Strecke sind, begegnen sie nach dem Abbiegen von der 25km-Strecke den 25km-Läufern nicht mehr. Wenn Sie helfen, die Veranstaltung am Leben zu erhalten, dann bin ich voll und ganz dafür. Die Staffel würde ich, wenn ich den Lauf nicht kennen würde, sicher mit Skepsis betrachten, aber die Zahl der Staffelläufer ist so, dass auch sie nicht stören, und in der Tat fand ich es auf den letzten 5km manchmal hilfreich, zusätzliche Läufer und in Läuferinnen in meinem Tempo um mich herum zu haben.

Ebenso war ich bezüglich der Halbmarathonläufer skeptisch, wollte aber am Sonntag bei meinem ersten Start seit der Integration des Halbmarathons offen ihr gegenüber sein und schauen, wie sie sich tatsächlich auf den Lauf auswirkt. Leider war es so unangenehm wie ich befürchtet hatte.

Das zuerst in Zahlen: Von den 2843 25km-Läufern, die ins Ziel gekommen sind, war ich 45. (in 1:41). Eine Überschlagsrechnung ergibt, dass ich dabei auf der zweiten Hälfte ungefähr 300 der 682 Halbmarathonläufer überholt haben muss. Obwohl also der 25km-Lauf auch von der Teilnehmerzahl her immer noch ganz klar der Hauptlauf ist, habe ich mich auf der zweiten Hälfte als 25km-Läufer als Fremdkörper im Feld gefühlt. Dabei waren die Halbmarathonläufer, auf die ich als erstes gestoßen bin, natürlich langsame und teils ungeübte Läufer, und vor allem derer viele. Es war zwar genug Platz, um an ihnen vorbei zu kommen, aber dabei musste ich doch Schlenker in Kauf nehmen, und wenn ich stattdessen mal eine kleine Lücke genutzt habe, waren die überholten Läufer, von denen viele einfach keine Vorstellung davon haben, wie es ist, zu versuchen, ein schnelles Rennen zu laufen, erschrocken und ohne Verständnis. Auch an den Wasserstellen war es voll, und einen Becher zu greifen wurde nicht nur dadurch erschwert, dass die anderen Läufer langsamer waren, einige von ihnen sind sogar plötzlich stehen geblieben. Das ist ein Problem, das einem nicht mehr begegnen sollte, wenn man etwas weiter vorne im Feld läuft.

Zu diesen praktischen Problemen kommt, dass ich meine eigentlichen Gegner in der Menge nur noch schwer ausmachen konnte. Das Gefühl, einen Wettkampf zu laufen, ist geschwunden. Auch der Zieleinlauf wird gefühlsmäßig entwertet, wenn man inmitten langsamerer Läufer einläuft.

Ich bin sehr enttäuscht, dass einer meiner Lieblingsläufe so an Charakter verloren hat. Ich verstehe, dass Sie wirtschaftlich denken müssen, frage mich aber, ob der Halbmarathon mittelfristig wirklich lohnend ist. Ich weiß nicht, wie viele der Halbmarathonläufer, bei den 25km starten würden, gäbe es den Halbmarathon nicht. Sie haben sicher versucht, Zahlen dazu zu erheben. Ich weiß aber, dass ich in der jetzigen Form eher nicht mehr an dem Lauf teilnehmen werde. Und das schreibe ich schweren Herzens, denn ich fand den Lauf eigentlich immer viel attraktiver als beispielsweise den Berliner Halbmarathon. Halten Sie es denn wirklich nicht für realistisch, selbstbewusst für die Vermarktung zu nutzen, dass dies eben kein Halbmarathon ist?

Mit sportlichen Grüßen

Carsten Schultz
(Pro Sport Berlin 24)

Donnerstag, 9. Mai 2013

Schuhgewicht

Es ist wieder einmal an der Zeit, Schuhe zu wiegen! Eine Warnung vorweg: Wer hier einen Versuch, irgendeine These zu belegen, oder etwas Hilfreiches erwartet, wird enttäuscht werden.

Wieder einmal Schuhe wiegen? Ja, ich muss eine gewisse Obsession mit dem Gewicht von Schuhen gestehen. Allerdings eine, die ich größtenteils überwunden habe. Zu haben glaube. Hoffe.

Daran erinnert hat mich ein Thread anderswo zu „Barfußschuhen“. Es kann heilsam sein, eigenen Glauben wiederzufinden, wo man sich selbst nicht sehen möchte. Mein Interesse an leichten Laufschuhen kam aber immer aus der Hoffnung, dass sie mich schneller machen, nicht aus einem Hang zum Ursprünglichen. Und ich habe von Wettkampfschuhen keine Wunder erwartet, sondern nur etwas bessere Zeiten so lange ich muskulär in der Lage bin, die Wettkampfdistanz technisch sauber in ihnen zu laufen. Jedenfalls stimme ich D-Bus zu. Doch nun an die Waage!

Ich habe einen Griff in den Schuhschrank und zur Kamera getan und kann folgendes präsentieren.

Wir beginnen zur Referenz mit meinem momentanen Defaulttrainingsschuh.
Ein Schuh.
D-Bus erwähnte den Mayfly. In der Tat habe ich davon auch noch einen im Schrank. Ich glaube, ich bin damit einen 10km-Wettkampf gelaufen. Damit sich ein weiterer Zehner in ihm lohnt bräuchte ich wohl eine Saison ernsthaften Tempotrainings und einen Gewichtsverlust von drei bis vier Kilogramm. Beides wäre ohnehin eine gute Idee.
Eine Eintagsfliege, die noch für neun Zehner gut sein sollte.
Hier hingegen kommt ein Schuh, mit dem ich etliche Bestzeiten, auch im Marathon, gelaufen bin. Ich weine ihm immer noch hinterher, aber wenn ich ehrlich bin, meine ich dabei nicht so sehr den Schuh als vielmehr meine Form.
Eine alte Liebe.
Hier nun mein aktueller Schuh fürs Schnelle.
Ist er zu leicht, bist Du zu schwach.
Die 25km am Sonntag haben mich aber überzeugt (ja, einige haben mir das vorher gesagt), dass ich den Schuh momentan nicht beim Marathon tragen sollte. Stattdessen plane ich gerade mit dem folgenden. Bei einem langsamen Lauf mit noch schweren Beinen hat er sich als deutlich gefälliger als erwartet erwiesen. Nun werde ich noch sehen müssen, wie er sich bei dem schnellen Tempo, für das er gedacht ist, erweist.
Die neue Hoffnung.

Was haben wir noch? Einen Schuh, der sich minimal nennt und im Wald überraschend angenehm ist. Ein Schuh für die Insel?
Laut Hersteller ein Minimaltrailschuh.
Und natürlich: Dornen!
Für den Leichtathleten im Läufer.

Sonntag, 5. Mai 2013

25km von Berlin am 5. Mai 2013

Dann komme ich mal meiner mir selbst hier neu aufgebürdeten Chronistenpflicht nach und berichte von den 25km von Berlin. Aus Gründen, die nichts mit dem Laufen zu tun hatten, habe ich es in der Nacht davor nicht geschafft, einzuschlafen. Keine gute Voraussetzung für einen Wettkampf, aber ich war ja mit P verabredet. Vor dem Start haben wir noch unseren ehemaligen Trainingskollegen J getroffen, der im Moment, wie auch P, kaum trainiert und so auch ein Vierertempo anstrebte.
Wir sind also sehr kontrolliert mit 4/km angegangen, und ich kann sagen, dass das Tempo sich gut angefühlt hat. Die ersten 15km sind wir in 59:54 gelaufen. J hatte sich irgendwann zurückfallen lassen, uns dann aber wieder überholt. P konnte das Tempo nicht mehr ganz halten, und ich habe noch einmal zu J aufgeschlossen. Kilometer 20 sind wir immerhin noch in 1:20:16 durch, aber an der dann folgenden leichten Steigung konnte ich nichts mehr zusetzen, es hat auch nicht geholfen, dass es warm war, und musste J ziehen lassen. Für mich endete das Rennen nach 1:41:31 auf Platz 45.

Kurz vor dem Olympiastadion. Bild: Uwe Gerber
Der seit letztem Jahr integrierte Halbmarathon war so nervig wie erwartet. Es waren 2841 25km-Läufer und 681 Halbmarathonläufer im Ziel. Von letzteren muss ich so um die 300 überholt haben, nachdem sie nach einer Abkürzung auf dem dreizehnten Kilometer wieder auf unsere Strecke eingebogen sind. Danach fühlte man sich als 25km-Läufer wie Beiwerk, auch an den Verpflegungspunkten wurde es schwieriger. Es ist schade, dass der Veranstalter anscheinend sein eigenes Rennen nicht mehr ernst nimmt.
Wenn ich mir nur die ersten 20 Kilometer anschaue, war es eigentlich kein schlechter Test. Als Wettkampf hätte natürlich mehr gehen müssen. Noch vier Wochen, dann weiß ich mehr.


Samstag, 4. Mai 2013

Es stehen mal wieder die 25km an.

Morgen werde ich wieder einmal die 25km von Berlin laufen. Das erste Mal war ich dort 1999 dabei. Zwischen der 1:53:20 von damals und meiner Bestzeit von 1:30:25, die ich drei Jahre später gelaufen bin, ist viel Platz. Der Lauf wird für mich auch ein Test dafür, wie unwahrscheinlich die sub-3 in vier Wochen sein wird. Ich habe vereinbart, den Lauf mit einem Freund (der im Moment kaum trainiert, aber auch erst in der M35 ist) zusammen in 4:00/km anzugehen. 1:40 wäre zwar nicht die Welt, aber deutlich besser als die Katastrophe beim Halbmarathon und falls sogar 20km in 1:20 und dann eine leichte Steigerung auf dem etwas schwierigeren letzten Stück möglich sein sollten, wäre das ein gutes Zeichen. Nicht dass ich falsch verstanden werde: Verdient hätte ich das bei meinem halbherzigen Training eigentlich ohnehin nicht. Wir werden sehen.

Nachtrag: Ich war gerade noch einmal 5km laufen, mit zweimal einem Kilometer in versuchten 4:00. Beide gescheitert, 3:48. Meine Beine halten mich immer noch für einen 2:40-Marathonläufer. Wie sie sich irren!

Ich krame mal aus dem Archiv, wie es vor zehn Jahren war. Ich entschuldige mich für die Länge, die Abkürzung “tl;dr” existierte damals noch nicht.

Die 25km von Berlin sind ein Berliner
Straßenlauf mit Tradition, 1981 von den französischen Allierten in
Berlin als `25km de Berlin' ins Leben gerufen, was damals, als
Straßenläufe in Deutschland noch keine Selbstverständlichkeit waren,
den Vorteil hatte, dass die Polizei eine Genehmigung erteilen musste.
Inzwischen wird der Lauf vom Berliner Leichtathletik-Verband
organisiert. Leider scheint er in der Teilnehmergunst hinter den
großen Veranstaltungen des SCC (Berlin-Marathon, Berliner Halbmarathon
etc.) zurückzustehen. Dabei ist zum Beispiel die Versorgung mit
Toiletten (sicher auch durch das kleinere Teilnehmerfeld) und Duschen
(durch die Rudolf-Harbig-Halle am Ziel und nächstes Jahr, wenn sich
die Bauarbeiten dem Ende nähern, hoffentlich wieder durch Ziel im
Olympiastadion) hervorragend.
Auch die lokale Spitze zeigt sich hier weniger als zum Beispiel beim
Berliner Halbmarathon Anfang April, was ich vor allem darauf
zurückführe, dass der Lauf aufgrund des Termins schwer mit einem
Frühjahrsmarathon zu vereinbaren ist. In diesem Jahr konnte man
darauf hoffen, dass dies ein wenig anders sein würde, da im Rahmen
dieses Laufes die Berlin-Brandenburgischen Meisterschaften im
Halbmarathon ausgetragen wurden: An der HM-Marke stand ein
Kampfgericht, und man konnte sich dort entscheiden, ob man die 25km zu
Ende laufen wollte oder nicht. Meiner Ansicht nach war das keine
sehr glückliche Lösung, aber man muss dazu sagen, dass die Vereine
sich nicht gerade um die Austragung von Meisterschaften reißen, so
dass hier dem Verband kein Vorwurf gemacht werden sollte. Selbst wenn
das dazu geführt hat, dass die HM-Meisterschaften sechs Tage vor den
10.000m-Meisterschaften waren.
Meine Form war in diesem Jahr die große Unbekannte. Nachdem ich
einige Zeit nur eingeschränkt trainieren konnte, hatte ich zwei
richtige Trainingswochen hinter mich gebracht, in denen zwar einige
Dauerläufe ganz gut, aber alle Versuche, schneller zu laufen,
schrecklich verlaufen waren. Gekrönt war diese Phase von einem
10km-WK in 36:45. In der Woche vor dem WK war ich dann nur locker
gelaufen, was sich gegen Ende ganz gut anfühlte. An einen ernsthaften
Versuch, unter 1:30 zu kommen, woran ich im Vorjahr mit 1:30:20 trotz
guter Form gescheitert war, war also nicht zu denken. Auf der anderen
Seite wollte ich doch zumindest unter meiner Durchgangszeit von
1:33:48 bei meinem letzten Marathon bleiben, doch selbst das musste
nicht einfach werden. Auch, dass es wärmer als in den Vorjahren war,
würde die Sache nicht erleichtern. Am gleichen Tag fand die
Hitzeschlacht von Düsseldorf statt. Da unser Start aber um 9.00 war
und es `nur' über 25km ging, war die Beeinträchtigung deutlich
geringer.
Beim Einlaufen habe ich meinen Vereinskollegen (Blödes Wort, gibt es
ein besseres?) Dietmar, einen sehr erfahrenen Läufer, gefragt, in
welchem Tempo er angehen wolle. Er hatte 5km-Abschnitte von 18min
geplant, was ich trotz allem auch versuchen wollte. Auf dem ersten
Streckenstück begegnete ich einem Läufer eines anderen Vereins, mit
dem ich mich nach Wettkämpfen schon nett unterhalten hatte und der im
Gegensatz zu mir bisher eine gute Saison hatte. Da ich mich gut
fühlte, bin ich einfach mitgegangen. Dietmar versuchte noch, mich
zurückzuhalten, aber erfolglos. So bin ich die ersten 5km in 17:30
gelaufen, wobei es dort allerdings etwas bergab geht. Ich habe mich
danach aber doch darauf besonnen, dass das wohl ein zu schnelles Tempo
wäre und habe mich gedrosselt. Das hatte zur Folge, dass ich
irgendwann plötzlich Dietmar 100m vor mir sah, ohne zu wissen, wann er
mich überholt hatte. Die 10km-Marke passierte ich bei etwas unter
36min. Es hätte geschicktere Wege gegeben, das zu erreichen. Eine
Weile war ich alleine gewesen, dann hatte mich eine kleine Gruppe
eingeholt. Ich sah sie mir an und blieb dabei. Ein gutes Gefühl
hatte ich aber nicht, denn ich merkte schon die Anstrengung, während
zwei der Gruppe sich noch unterhielten und es auch meine Meinung war,
dass man auf dieser Strecke vor Kilometer 15 eigentlich nicht mit der
Arbeit beginnen durfte. Es ging dann aber doch ganz gut, und nach
Kilometer 15 fand ich mich teilweise in der Führung der Gruppe wieder,
wollte die Arbeit aber auch nicht alleine machen. Dietmars gelbes
Vereinshemd blieb lange in konstanter Entfernung vor mir, wobei er die
meiste Zeit alleine lief, dann aber zu der Gruppe vor sich aufschloss.
Bei Kilometer 19 begann die gefürchtete Steigung: 25m auf 1,5km, wer
welliges Terrain gewöhnt ist, wird lachen, aber nach 20km merkt man
dieses Stück sehr wohl. Wie genau das Rennen hier verlief wusste ich
danach nicht mehr, aber ein Bild, das ich am Vereinsabend danach zu
Gesicht bekommen habe, zeigt mich in scheinbar ganz guter Verfassung
vor einem anderen Läufer unserer kleinen Gruppe, die hier wohl
auseinander gefallen war. Auch in der Gruppe vor uns, zu der Dietmar
aufgeschlossen hatte, hatte es einige erwischt, überrascht hatte ich
den Läufer überholt, der mich auf den ersten Kilometern zu höherem
Tempo verleitet hatte. Auch die Wärme merkte man inzwischen, bei der
Verpflegungsstelle bei Kilometer 20 griff ich mir zwei Becher, das
meiste nutzte ich aber zur Kühlung von außen. Die Halbmarathonmarke
passierte ich in 1:17:4. Danach war ich eine Weile alleine, ein
Läufer, den ich überholte, munterte mich noch auf, was auch nötig war,
um die Anstrengung aufrecht zu erhalten. Gemein finde ich die
Situation, wenn man dann dort, wo der Start war, auf das
Olympiastadion zuläuft. Man sieht schon den Glockenturm, an dem das
Ziel ist, dahinter, und hat dennoch noch zwei Kilometer zu laufen.
Auf dem Weg zum Ziel lief noch ein Läufer an mir vorbei, der sich sein
Tempo offenbar gut eingeteilt hatte. Ein anderer Läufer war auf dem
Weg zum Ziel mal vor, mal neben mir, und es fiel mir schwer, mich dazu
zu bringen, gegenzuhalten. Nach der HM-Marke waren ohnehin alle
Läufer von Gegnern zu Freunden geworden. Als ich nach der letzten
Kurve das Ziel in Sicht hatte, überwindete ich mich, zu einem Endspurt
anzuziehen. Ich dachte, ich wäre vorbei, da beginnt der Gegner (jetzt
war er wieder einer) zu beschleunigen. Ich versuche, selbst zu
beschleunigen, da tritt er derart an, dass ich sofort einsehe, nicht
mithalten zu können, und austrudeln lasse. Vielleicht hatte ja der
eine oder andere Zuschauer Spaß daran.
Das Ziel erreichte ich in 1:31:35 als 26. Läufer und siebenter
Berliner. Ich war nach dem Lauf sehr zufrieden, nicht nur wegen des
Ergebnisses, sondern auch, weil ich das Gefühl hatte, mal wieder ein
richtiges Rennen gelaufen zu sein. Die verkorkste Frühsaison sehe ich
damit als beendet an. Neue Ziele mögen kommen.
Zwischenzeiten (z.T. interpoliert)
1 3:30
2 3:30
3 3:28 abwärts
4 3:31 noch abwärts
5 3:36 17:35
6 3:36
7 3:42
8 3:36
9 3:45
10 3:40 35:54
11 3:40
12 3:40
13 3:40
14 3:41
15 3:43 54:19
16 3:41
17 3:44
18 3:37
19 3:41
20 3:49 1:12:51 aufwärts
21 3:52 aufwärts
22 3:43
23 3:43
24 3:49 nochmal ~10m aufwärts
25 3:37 1:31:35


Morgen wird es übrigens nicht nur deshalb anders, weil ich inzwischen deutlich langsamer bin, sondern auch, weil seit letztem Jahr ein Teil der Läufer legal abkürzen darf, so dass man auf dem dreizehnten Kilometer auf Läufer trifft, die 3,9km weniger gelaufen sind, und die man dann überholen darf.

Freitag, 3. Mai 2013

Die Sache mit dem Rechnen und negative Splits beim Marathon

Ja, es ist etwas armselig, aus der Ferne zu kritisieren, aber da auf der Website von Willi Prokop keine Kommentarmöglichkeit besteht, gebe ich so meinen Senf dazu. Da fragt ihn also jemand, ob er beim Marathon ein gleichmäßiges Tempo laufen oder doch lieber etwas langsamer angehen soll. Ob der Fragesteller wirklich existiert und warum jemand ausgerechnet jemanden ohne Marathonerfahrung das fragen sollte, lassen wir mal außen vor. Jedenfalls antwortet Willi, er laufe in der ersten Hälfte der Zeit ungefähr 48% der Strecke, in der zweiten 52%. Diese Differenz ist maßlos übertrieben. Für einen Halbmarathon in 1:19:50 zum Beispiel hieße das, die erste Hälfte mit 3:57/km zu laufen, die zweite mit 3:38/km. Das wäre auf der zweiten Hälfte fast 10km-Renntempo. Dass das Unfug ist, wäre wahrscheinlich auch Willi aufgefallen, hätte er denn mal gerechnet. Tatsächlich ist er übrigens Abschnitte mit 3:45, 3:46 und 3:49 gelaufen, was nicht optimal, aber durchaus gut ist, wenn auch für Willi nicht dramatisch genug.

Wie soll man es nun aber wirklich machen? Gleichmäßiges Tempo ist die Grundregel, Abweichungen davon sollten im Bereich weniger Sekunden pro Kilometer liegen. Bei einem Marathon ist es dabei tatsächlich nicht schlecht, die ersten fünf Kilometer geringfügig(!) langsamer zu laufen, um dem Stoffwechsel etwas Zeit zu geben, sich einzupendeln. Das empfiehlt jedenfalls Greif. Und wenn auch negative Splits insgesamt günstig sein mögen (dann aber eher 49,5/50,5), so werden sie doch bei einem an der Leistungsgrenze gelaufenen Marathon aufgrund der muskulären Ermüdung kaum einem Nichtspitzenläufer gelingen. Meine Empfehlung wäre daher beispielsweise für einen Läufer, der die Dreistundemarke unterbieten möchte, die erste Hälfte in 1:29:xx zu laufen. Eine Ausnahme würde ich machen, wenn der Läufer von den Unterdistanzzeiten her eigentlich unter 2:55 laufen kann (beispielsweise bei einer 10km-Zeit unter 37), aber trotzdem nur die 2:59:59 will. In dem Fall fände ich es zu bedenken, in 1:28:xx anzugehen, denn das sollte ihn dann auch nicht kaputt machen.

Das nur meine zwei Cent als jemand, der auch mal ein paar Marathons gelaufen ist.